Auszug aus Streiflichter 2006 

Einwohnergemeinde Sumiswald 

  FEUERWEHR

Wenn heute über die Nummer 118 die Feuerwehr alarmiert wird, ruft diese rasch einen mit den Öffentlichkeit vertrauten und bestens ausgerüstete Wehrdienste auf den Plan. Unsere Vorfahren lebten in Holzhäusern, die mit Schindeln oder Stroh bedeckt und hie und da sogar mit hölzernen Kaminen ausgerüstet waren. Die Feuerstellen waren einfach, Blitzableiter kannte man nicht. Feuerausbrüche waren nicht selten, und oft entstanden sich durch Hantieren mit offenem Licht in Scheunen und Ställen.

  Heit Sorg zu Licht u Füür

In unserer Gemeinde war das Feuerwehrwesen nicht anders organisiert als es anderswo auch der Brauch war. Die Alarmierung erfolgte durch die Feuerläufer (heute Wehrdienstleute) und mittels Hornsignal; wenn der Vorsteher des zuständigen Brandcorps er für nötig erachtete, wurde zusätzlich mit den Kirchenglocken Sturm geläutet. Eine wichtige Aufgabe erfüllten auch in unseren drei Dörfern die Nachtwächter. Dass deren Anstellung in Sumiswald noch lange eng mit der Wasserversorgung verknüpft war, zeigt ein Bericht über einen Streit zwischen Gemeinde und Dorfbrunnengemeinde aus den Jahr1857. Die Gemeinde wollte nichts mehr an die Besoldung des Nachtwächters beitragen, musste in diese Frage dann aber nochmals „über die Bücher“ und beschloss im Juli 1857 schliesslich, dem Nachtwächter eine Jahresbesoldung von Fr.108.70 zu garantieren.

  Untaugliche Mittel

Wie schwierig-und aus heutiger Sicht geradezu aussichtslos-die Brandbekämpfung früher war, zeig ein Blick auf die Mittel, die den Feuerläufern zum Löschen zur Verfügung standen. Zunächst hatte man nichts als Hölzerne oder Lederne Feuereimer. Diese mussten in einer langen Reihe von Wasserträgern vom Brunnentrog, Bach oder Feuerweiher Richtung Brandherd weitergereicht werden; der vorderste Mann-ein „Angsthase“ durfte er nicht sein! -versuchte aus möglichst geringer Distanz „das Wasser mit Wucht in die Flamme zu werfen“. In einer zweiten Reihe gingen die leeren Eimer dann so schnell wie möglich zur Wasserquelle zurück. Der Besitz eines Feuereimers war Vorschrift, oder wie es Pfarrer Fetscherin 1826 formulierte; „Nachgesetzlicher Ordnung muss jeder angehende Ehemann bei seiner Kopulation auch den Eimerschein vorweisen. Diese Pflicht der Feuereimerhaltung bestand bis 1884. Bereits 1741 fuhr man dann bei uns mit einer von Pferden gezogene Spritze auf den Brandplatz. Die Reihen der Wasserträger waren weiterhin notwendig, nur dass das Wasser jetzt nicht mehr direkt ins Feuer, sondern in den Wasserkasten der Spritze geleert wurde. Erst 100 Jahre später folgen dann Handdruckspritzen, mit denen sich dank eines Saugkorbes das Wasser direkt aus dem Brunnen pumpen liess.

  Ein gutes Zeugnis

1826 stellte der Ortspfarrer Rudolf Fetscherin der hiesigen Brandbekämpfung ein gutes Zeugnis aus und schrieb, die Sumiswalder Brandanstalten seien sehr gut und jedenfalls „in weit vorteilhafteren Stande als das Schulwese“… Und weiter: Im Dorfe selbst sind zwei grosse Feuerspritzen, eine zu Grünen, eine im Armenhaus, eine auf dem Wasen, eine auf der Schonegg, und die von der Neuegg in der Gemeinde Rüeggsau ist auch für die äusseren Höfe der Gemeine angeschafft (…). Alle Jahre werden einige Feuerspritzen- Musterungen gehalten, und alles, was am Gerät fehlerhaft sein möchte, sogleich ausbessern. Mit besonderer Sorgfalt werden in den Dorfschaften sowohl als auf den einzelnen Höfen die Wasserbehälter –Feuerweiher- in gutem Stande halten. (…). Die Gemeinde erteilt den Feuerspritzen die zuerst bei der Brandstätte anlagen, eine anständige Belohnung.

  Fehlende Brandversicherung

Auch wenn in solchen Unglücksfällen, immer noch nach den Worten des damaligen Pfarrers, jedermann mit löblichem Eifer zur schleunigen Hilfe herbeieilte viel wird dies nicht geholfen haben. Ein Brand bedeutete für die Betroffenen oft Ruin. Alles Ersparte war verloren, ebenso das Dach über dem Kopf. Sammlungen konnte die Not bestimmt etwas lindern, und vielleicht hat da und dort auch sie von der Regierung erhaltene Erlaubnis zu Betteln („Brandbettelbrief“) etwas gebracht. Die Gebäudeversicherung des Kantons Bern wurde zwar bereits im Jahre 1806 gegründet, bestand bis 1881 jedoch auf freiwilliger Basis.

  Der Ausbau im 19. Jahrhundert

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde das Löschwesen in der Gemeinde stetig verbessert. Auch im Hornbach und im Churzeneigraben wurden Spritzen stationiert- allerdings nicht ohne die dortige Bevölkerung in die Pflicht zu nehmen. Die Leute in den beiden Gräben mussten sich in den60er-70er Jahren an den Kosten für Anschaffungen beteiligen und selber für den Bau der Spritzenhäuser sorgen. Neue Spritzen schaffte man für die Dörfer an, die alten verlegte man in die Gräben. 1876 verunglückte der Feuerwehrmann Carl Gfeller aus Grünen bei einem Einsatz auf Bärhegen und war darauf mehr als ein Jahr arbeitsunfähig. Der Gemeinderat entschädigte ihn mit 400 Franken und erliess ihm die Steuern. Ist es ein Zufall, dass man wenig später dem Schweizerischen Feuerwehrverband beitrat und Beiträge an Unterstützungskassen beschloss? 1891 versetzte man die „alte, kleine Grünenspritze“ nach Wicken (Griessbach), übrigens mitsamt dem Spritzenhäuschen. 1895 wurden die Uniformen der Feuerwehr reglementiert und für obligatorisch erklärt. Die Gemeinde leistete dazu einen Beitrag von Fr.2100.—

  Der Schritt in die Moderne

Im 20.Jarhundert begann das Zeitalter der modernen Feuerwehr. Schrittweise wurde die Brandbekämpfung effizienter: „ Hydranten, Motorpritzen, Automobilspritzen, Drehleitern, Tanklöschfahrzeuge und Atemschutzabteilungen mögen als Stichwort dazu genügen. An der Wehrdienstkommissionssitzung im März 1962 wurde in Sumiswald der Pikettzug geründet, und bereits zwei Jahre später konnte die erste Telefonalarmanlage in Betrieb genommen werde. 1965 wurde die Anhängeleiter angeschafft. Ein Tanklöschfahrzeug kam bei uns erstmals 1976 zum Einsatz, im Jahr, bevor Sumiswald zum Feuerwehr-Stützpunkt ernannt wurde. Die 20-Jährige Telefonanlage wurde 1983 durch eine neue ersetzt und mit Funk-Rufmelder ergänzt. 1986 wurde ein neues Pikettfahrzeug angeschafft - das erste “Doge CC“ mit Jahrgang 1942, konnte ausgemustert werden und wird heute als Oldtimer liebevoll gepflegt.

  Vielfältige Aufgaben

IN den vergangenen Jahren hat sich die Feuerwehr vom reinen „Löschtrupp“ zu einer mit Zahlreichen Aufgaben betrauten Wehrdienstorganisation entwickelt. Sie wird nicht immer nur gefordert wenn`s brennt, sondern leistet beispielsweise Spezialeinätze als Öl wehr oder in der Unfallbergung; sie erbringt Hilfeleistungen bei Sturmschäden und eilt bei Wassereinbrüchen zu Hilfe.

  Quellen:

--  „ Die Feuerwehr im Oberaargau“ von Hanspeter Lindegger (1988,    Jahrbuch des Oberaargau, Merkur Druck AG, Langenthal)

---„ Gemeindewesen  Besondere Beschlüsse 1825-1912   von Jakob Zuber ( Gemeindearchiv Sumiswald)

--    Versuch einer Topographie der Gemeinde Sumiswald    von Rudolf  Fetscherin (1826 Gemeinde Sumiswald)

--   „Feuerwehr einst und jetzt“    (29.10.1991 im Unteremmentaler, Huttwil)

--   „25 Jahre Pikett gefeiert“     von Margrith Lanz (09.11.1987 im Unteremmentaler, Huttwil“

Feuerwehrverein Sumiswald Wasen

Nach einigen vorbereiteten Sitzungen wurde am 14.07.2005 der Feuerwehrverein Sumiswald Wasen durch ehemalige und aktive Feuerwehrmänner gegründet. Der Gründungsvorstand bestand aus: Melchior Lanz (Präsident) Kurt Wirth (Vizepräsident), Bernhard Grossenbacher (Kassier), Fritz Kobel (Sekretär) Jakob Erhard              (Materialverwalter).Nach sechs Jahren als Präsident gab Melchior Lanz das Präsidium an Susanne Erhard weiter. In erster Linie hat der Verein das Ziel, die wertvollen historischen Feuerwehrmaterialien und Geräte der Gemeinde zu erhalten und zu pflegen. Ebenfalls wird auf den kameradschaftlichen Teil grossen Wert gelegt. Die Teilnahmen an verschiedenen Märkten in der Gemeinde Sumiswald ist mittlerweile fester Bestandteil des Vereinslebens und trägt massgeblich zur Finanzierung der Arbeiten bei.